Samstag, 31. Januar 2009

Keine chicken schicken

Brasilianische Hähnchen den Brasilianern!
Na was denn sonst?
Der EED hat den globalen Hähnchenmarkt auf dem Weltsozialforum zum Thema gemacht. Betroffene und Experten aus Guinea Bisseau, Mozambique, Angola, Kamerun, Brasilien und Deutschland bestätigen:
Europäer essen Hühnerbrust, brasilianische Unternehmen entdecken den Markt, geben Kleinproduzenten Kredit für den Aufbau einer Hähnchenmast und wollen nach Europa exportieren, Europa denkt sich Handelshemmnisse aus, damit die eigenen Hähnchenfarmen keine Konkurrenz bekommen, andere Industrieländer und Brasilien selbst konsumieren Hähnchenbrust und was macht man mit Flügeln, Keulen und Rücken?
Einfach wegwerfen, weil die Hähnchenbrust schon die Produktionskosten und etwas für den Handel eingebracht hat? Das wäre doch zu schade. Also vielleicht nach Afrika? Die essen gerne und viel Huhn. Wenn man für den Export nach Afrika etwas mehr als die Transportkosten für das Hühnerklein bekommt, macht man schon Profit.
Afrikanische KonsumentInnen freuen sich über das extrem billige Hühnerklein, bis sie Bauschmerzen bekommen, weil irgendwo zwischen Kühlschiff im Hafen und Marktplatz im Hinterland die Kühlkette nicht funktioniert hat. Das kann schnell lebensgefährlich werden, aber niemand haftet und oft heilt auch niemand.
Und die afrikanischen Hühnerbauern? Die gehen Pleite, und zwar reihenweise. Mit quasi kostenlosen Importen können sie nicht konkurrieren. Kein Einkommen für die Familien, keine Schulkleidung, kein Schulgeld, weniger Bildung, mehr Hunger, kein Geld für Arztbesuche…
Wer profitiert? Der brasilianische Hühnerbauer? Der sitzt weinend auf dem Podium der Veranstaltung des WSF und beklagt sein Schicksal: Er kann seine Kredite nicht zurückzahlen. Die Preise für seine Hähnchen sind gesunken, die Zinsen für den Schuldendienst nicht. Die ganze Familie arbeitet was sie kann, aber sie kommt auf keinen grünen Zweig. Aufhören kann sie nicht, was soll sie sonst machen, um ihre riesigen Schulden zu tilgen?
Wer profitiert? Der globale Hähnchenhandel, die Futtermittelindustrie, der wohlhabende Konsument, der zum akzeptablen Preis Hühnerbrust isst, garantiert fettarm.
Was tun? Ganze Bio-Hühner kaufen und alles verwerten und insgesamt weniger Fleisch, globalen Export von Fleisch einstellen oder mindestens reduzieren, er richtet nur Schaden an.

Reinhard Benhöfer

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