Sonntag, 1. Februar 2009

"Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich" (Lk 18,27)

Andacht der EED-Delegation zum 30.1.2009

Dieser Text stammt aus der Geschichte, in der der reiche Jüngling Jesus nach der Möglichkeit fragt, wie er das ewige Leben erlangen kann. Jesus fordert ihn auf, auf seinen Reichtum zu verzichten – der reiche Jüngling geht traurig davon. Jesus kommentiert dieses Verhalten mit dem bekannten Satz: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt. Die Zuhörenden fragen entsetzt: „Wer kann dann selig werden?“ Jesus antwortet ihnen: „Bei Gott ist möglich, was Menschen unmöglich erscheint.

Für mich lässt diese Antwort Jesu zwei Deutungen zu. Die eine wäre: Gott gibt Menschen, wie dem reichen Jüngling, noch die
Möglichkeit, die Haltung zu ihrem Besitz zu ändern, und die andere: Bei Gott haben auch die eine Chance, die reich sind.

Das Weltsozialforum hat das Motto „Eine andere Welt ist möglich“. Bei den verschiedenen Veranstaltungen dieses Forums ist mir immer wieder der Wunsch nach Veränderungen für diese Welt begegnet und die Frage nach einem anderen Umgang miteinander sowie die Forderungen nach Verständnis, Fairness und Gerechtigkeit. Ich frage mich allerdings, ob sie ausreichen, um diese Welt zu verändern. Reicht der beispielhafte Einsatz der Campesinas für die kleinbäuerliche Landwirtschaft aus gegen die Agroindustrie, genügt der Protest von den zahlreichen Initiativen, um die ungerechten Marktmechanismen zu verändern? Genügen Appelle, endlich einsichtig zu werden und das Konsumverhalten und den Energieverbrauch zu verändern? Ich spüre Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ratlosigkeit. Ist es möglich, menschenmöglich, diese Welt zu verändern?

Der Text der Tageslosung ist da wie ein Lichtblick. Er tröstet mich, denn ich lese daraus: Gott kann Dinge möglich machen, er kann Diktatoren, Politiker, Manager, Global Player... verändern. Er kann Unmögliches möglich machen. Trotzdem darf ich die Hände nicht in den Schoß legen. Es kann ja sein, dass Gott mich / Dich für diese Veränderung braucht. Dass er die Initiativen und das Engagement vieler Menschen braucht, um diese Welt so zu verändern, damit Unmögliches möglich wird.

Käthe Pühl

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