Sonntag, 25. Januar 2009

Die Stimme erheben für Menschenrechte und Umwelt

Die Region Amazonien beeindruckt durch ihre enorme biologische Vielfalt. Doch dieser einzigartige Lebensraum gerät immer mehr in Gefahr: Transnationale Konzerne beuten die natürlichen Ressourcen wie Holz, Aluminium und Wasser aus. Im Kampf gegen die Zerstörung Amazoniens haben sich Aktionsgruppen aus sechs Anrainerstaaten zur Interessengemeinschaft FASE (Programm für Ernährungssicherheit, Agrarökologie und solidarische Ökonomie) zusammengeschlossen. Im Bundesstaat Pará, dem Ausrichtungsort des Weltsozialforums 2009, arbeiten 23 Männer und Frauen für FASE, landesweit sind es etwa 100 Mitarbeiter. Leticia Rangel Tura ist eine der Koordinatorinnen für die nationalen Programme der FASE.

Was ist die wichtigste Aufgabe von FASE?
Unsere wichtigste Aufgabe ist die Suche nach der Durchsetzung von Entwicklungsmodellen, die gleichzeitig die Menschenrechte garantieren und die Umwelt schützen.

Gibt es konkrete Beispiele für diesen Ansatz?
Ja. Zum Beispiel arbeiten wir mit Kleinbauern im Bereich der Agrarökologie oder Agroforstwirtschaft zusammen. Sie lernen, dass Monokulturen sie in eine zu große Abhängigkeit führen und zudem den Boden Dieses Modell ermöglicht es ihnen, ihre Ernährungssicherheit zu gewähren und gleichzeitig zerstört es auch nicht die Umwelt. Und sie können überleben mit dem, was sie in der Region erwirtschaften.

Was sind das für Leute?
Wir sind ein sehr multidisziplinäres Team: Bislang waren bei uns vorwiegen Leute mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund tätig, Soziologen, Historiker, Philosophen, Agronomen. Aber in letzter Zeit haben wir bei uns auch vermehrt eine neue Generation von aufgeklärten Mitarbeitern aus dem technischen Bereich und auch Juristen.

Was war Ihr bislang größter Erfolg?
Wir arbeiten in sechs Regionen an unterschiedlichen Problemen und vertreten dazu natürlich auch jeweils unterschiedliche Positionen. Deshalb wäre es ungerecht, ein Projekt als Highlight herauszuheben. Aber hier in Amazonien haben wir in einem Fall tatsächlich wirklich richtig öffentliche Politik verändert: In der Region Xingu hat die Umweltbehörde mal eine großé Menge an illegalem Holz beschlagnahmt und ein Vorschlag der Zivilgesellschaft war, dass die Regierung das Holz verkauft und aus dem Erlös einen Fond gründet, aus dessen Zinsen Kleinprojekte unterstützt werden von umweltschützenden und sozial gerechten Initiativen. Diesen sogenannten Dema-Fond hat die FASE mitverwaltet.

Sind Sie unbequem für die Regierung?
Wir üben harte, aber konstruktive Kritik, deshalb sind wir sicher an manchen Stellen unbequem. Es kommt aber auch immer drauf an, mit wem man spricht, denn die Regierung hat verschiedene Façetten, die zum Teil auch gegeneinander in Opposition sind.

Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit dem EED?
In einer Welt, wo die internationale Kooperation vermehrt einfachere Lösungen sucht und sehr pragmatisch wird, haben wir mit dem EED einen zuverlässigen Partner, der unsere Philosophie mit unterstützt und um die Komplexität der Prozesse weiß, in die wir involviert sind. Und das ist für uns sehr wichtig.

Interview: Martin Koch

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