Der Urwald schwindet, Holzfäller, Großgrundbesitzer, Transnationale Konzerne nehmen sich, was sie von den Naturschätzen der Region bekommen können?
Indigene Gemeinschaften, Kleinbauern, Fischer und andere kleine und machtlose Gemeinschaften müssen weichen?
Das Rechtssystem macht gemeinsame Sache mit den Mächtigen, Macht vor Recht?
Die nationale brasilianische Entwicklungsstrategie unterstützt die ökonomische Erschließung des größten Regenwaldgebietes der Erde. Unter Entwicklung wird nach wie vor vor allem Modernisierung und Integration aller Regionen in den globalen Markt verstanden.
Alle Amazonasstaaten, wenn auch von linken Parteien regiert, machen gemeinsame Sache, planen Verkehrswege vom Pazifik zum Atlantik und von Nord nach Süd, quer durch einen einmaligen Naturschatz, dessen Erhaltung entscheidend ist für die Biodiversität und für das Weltklima. Energiegewinnung, Bodenschätze, Naturgüter: Die ökonomischen Verlockungen für Staaten, nationale und multinationale Akteure sind riesengroß.
Wer wollte dem etwas entgegensetzen?
Brasilianische Menschenrechtsgruppen haben in Belem teilweise schon seit Jahrzehnten die Initiative ergriffen. Sie organisieren die, die keine Stimme haben, schließen sie zu weitreichenden Netzwerken zusammen und verändern die Welt.
Organisationen wie FASE, SDDH, UNIPOP, FAOR und andere haben in ihrem Kampf Erfolge, die uns staunen lassen:
Opfer von Polizeigewalt, illegale Aneignung von Land durch Großgrundbesitzer und Konzerne und vieles andere Unrecht wird wahrgenommen, dokumentiert und mit den Mitteln des Rechtsstaats bekämpft. Rechtsstaat, auch das ist zwar mehr eine Hoffnung als Realität. Aber die sozialen Bewegungen nehmen den Staat beim Wort, bei seinen Gesetzen. Sie verschaffen Rechtlosen Recht, ermutigen zum Kampf für mehr Gerechtigkeit, informieren über die erfolgversprechenden Wege des Widerstands gegen die Willkür.
Wie z. B. die Gemeinschaft Mirguella, städtische Landlose, die vor sieben Jahren brachliegendes, städtisches Land eines Großgrundbesitzers besetzten. Nach brasilianischen Gesetzen ihr gutes Recht. Nach Jahren der Auseinandersetzung mit der Justiz, dem Landbesitzer, der Polizei, der Drogenmafia zeigen sie voller Stolz das Ergebnis. Eine neue funktionierende Siedlung für 3000 Familien. Unerschütterliche eigene Energie, Hilfe von den Menschenrechtsorganisationen und von Lutherischen und der Katholischen Kirche haben ihre bis an die Existenz gehende Opferbereitschaft belohnt.
Finanzielle Unterstützung von Brot für die Welt und des Evangelischen Entwicklungsdienstes für die Menschenrechtsorganisationen helfen diesen Gruppen, ihren Kampf durchzuhalten und heute würdevoll zu leben.
Reinhard Benhöfer
Donnerstag, 22. Januar 2009
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