Freitag, 23. Januar 2009

"Die Stimme der Indigenen ist sehr wichtig"

Das Weltsozialforum findet 2009 erstmals am Rande des Amazonas statt, in Belém, der Hauptstadt des Bundesstaats Pará. Die Region steht beispielhaft für viele Probleme Amazoniens: Der Wald und seine Bewohner müssen weichen – den Interessen internationaler Konzerne und dem wachsenden Energiehunger auf der Erde.
Aldalice Moura Cruz de Otterloo organisiert das Weltsozialforum vor Ort mit. Der EED sprach mit ihr über ihre Erfahrungen und Erwartungen.

Wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass das Weltsozialforum dieses Jahr in Belém stattfindet?

Zuerst habe ich gedacht: Die Stadt hat gar keine Kapazitäten, sie ist von ihrer Struktur nicht auf 100.000 Besucherinnen und Besucher ausgelegt. Aber der zweite Gedanke war: Das ist eine große Herausforderung und eine Chance, die Probleme im Amazonas-Gebiet ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Welche Auswirkungen wird das Weltsozialforum auf Belém haben, beziehungsweise welche hat es bereits?

Die ersten bereits spürbaren Auswirkungen sind die Investitionen des Bundes in den öffentlichen Verkehr, die öffentliche Sicherheit und in den Bau und die Renovierung von Straßen und Unterkünften.
Außerdem profitieren viele Kleinunternehmer und kleine Projekte von den Investitionen, beispielsweise Frauen, die Lebensmittel produzieren, oder Schreinereien.
Am wichtigsten für uns Nichtregierungsorganisationen wird es sein, sich mit anderen Organisationen auszutauschen und neue Allianzen zu gründen. So können die Kräfte im Kampf für mehr Gerechtigkeit gebündelt werden.

Was ist jetzt noch zu tun?

Oh, vieles, vieles. Die Veranstaltungen sind auf zwei Universitäten in der Stadt verteilt. Die Infrastruktur dort ist teilweise noch gar nicht so weit, dass mehr als 100.000 Menschen Platz finden. Die Regierung hat viel in den Aufbau dieser Infrastruktur investiert. Wir hoffen, dass Belém davon auch langfristig profitiert – dass zum Beispiel die großen Zelte, die für die Seminare und Aktionen des Weltsozialforums aufgestellt werden, auch für spätere Großveranstaltungen genutzt werden können.

Welcher Aspekt freut Sie besonders?

Dass indigene Gruppen auf dem Weltsozialforum eine größere Aufmerksamkeit erfahren werden als bisher. In Brasilien gibt es insgesamt mehr als 300 Volksstämme, fast 90 von ihnen werden auf dem Forum vertreten sein und für ihre Sache sprechen. Allein von den knapp 60 Ethnien im Bundesstaat Pará werden etwa 50 indigene Völker Vertreterinnen und Vertreter schicken. Ihre Stimme auf dem Weltsozialforum ist sehr wichtig. Denn gerade indianische Gebiete sind bedroht von Abholzung durch transnationale Unternehmen oder durch Großprojekte wie die geplanten Staudämme am Rio Madeira. Allein für das Projekt müssten mehrere hundert Quadratkilometer Regenwald überflutet werden.

Interview: Martin Koch, Kirsten Lange

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